- Die lässigen 3
3 Heilkräuter am Wegesrand
Sie sind klein und unscheinbar und wachsen direkt am Wegesrand. Oft übersehen wir die kleinen botanischen Helferlein, denn unser Blick schweift hinaus ins grandiose Bergpanorama. Doch bei kleinen Wehwehchen auf Wanderungen in den Glemmtaler Bergen kann das eine oder andere Heilkraut durchaus für Linderung sorgen. Kräuterexpertin Tanja Kees vom Heilkräutergarten am Reiterkogel verrät uns die lässigsten 3 heimischen Heilkräuter für unterwegs.
Zwischen „Stinkendem Storchenschnabel“ und dem „Frauenmantel“ finde ich Tanja Kees hoch oben am Reiterkogel. Liebevoll pflegt sie gerade die kleinen Beete neben der Reiteralm und zupft Unkraut zwischen den nützlichen Pflänzchen heraus. Fast zärtlich streicht sie über die Blätter des Beinwells, der heuer besonders gut gedeiht, und mit ehrlichem Stolz berichtet sie, dass endlich auch die Gänseblümchen in ihrem vorgesehenen Beet wachsen. Fragend blicke ich die geprüfte TEH-Praktikerin an, denn das Gänseblümchen hätte ich jetzt nicht gerade unter die Heilkräuter eingereiht. Protestierend klärt mich Tanja auf: „Aber sicher doch! Das Gänseblümchen gehört sogar zu den drei nützlichsten Helferlein auf Wanderungen!“ Somit sind wir auch schon mitten drin in unserem heutigen Thema und gern zeigt mir Tanja, auf welche Alpenkräuter man besonderes Augenmerk legen sollte.
1 Gänseblümchen
In jedem Garten blühen sie – aber auch hoch oben auf der Alm findet man die kleinen Korbblütler noch. „Wer täglich ein paar Gänseblümchen isst, wird von innen schön!“, behauptet die Kräuterexpertin und verstohlen pflücke ich drei besonders große Blüten und stecke sie mir schnell in den Mund. Ein wenig nach Karotten schmecken sie und machen sich somit auch gut am Butterbrot oder im Salat. Doch das Gänseblümchen kann noch viel mehr, wie Tanja mir erklärt: „Es hilft sehr gut bei Prellungen, Verstauchungen und Muskelschmerzen. Seine Heilwirkung ist schmerzstillend und wundheilend. Dazu pflückt man einige Blütenköpfe, reibt sie zwischen den Fingern, bis sie breiig sind und legt sie dann auf die Prellung auf. Und auch zum Knabbern für zwischendurch sind sie immer ein wertvoller Snack“, meint sie, während ich mir das letzte verräterische Blütenblatt aus dem Mundwinkel zupfe. Erfrischt und innerlich sicher schon wunderschön frage ich Tanja nach ihrem zweiten Heilkraut-Tipp. „Du stehst beinahe drauf“, lacht sie und deutet auf den Spitzwegerich, der den gesamten Weg durch den Heilkräutergarten säumt.
2 Spitzwegerich
Als Sirup oder Bonbons kennen den Spitzwegerich viele als natürlichen Hustenstiller. „Plantago lanceolata“, so der lateinischer Name dieses desinfizierenden und keimhemmenden Wundkrauts mit den lanzen-ähnlichen spitzen Blättern. „Der Spitzwegerich ist die perfekte erste Hilfe, wenn man zum Beispiel Blasen in den Wanderschuhen bekommt. Man nimmt ein Blatt, bricht die Fasern zwischen den Fingern etwas auf, legt es auf die wunde Stelle, Socke drüber und weiterwandern! Auch bei Insektenstichen hat sich der Spitzwegerich super bewährt. Einfach ein Blatt so lange zwischen den Fingern reiben, bis grüner Saft austritt. Diesen auf die Einstichstelle reiben und sofort tritt Linderung ein. Auch Schürfwunden nach einem Stolperer können mit Spitzwegerich erstversorgt werden – jedoch sollte die Wunde zuerst auf jeden Fall gereinigt werden. Danach kleingehackte Spitzwegerichblätter auflegen. Dieser Brei kühlt, desinfiziert und nimmt das Brennen“, erzählt sie, während sie zwischen ihren Fingern ein Blatt zerreibt.
3 Hauswurz
Für Staunen sorgt auch das nächste Heilkraut, das mir Tanja als eines ihrer Top-3-Favoriten für unterwegs vorstellt: Der Hauswurz! Ich kenne zwar die Legenden, nachdem der Hauswurz – auch Dach- oder Donnerwurz – früher als Blitzschutz galt und somit auf jedem Dach gepflanzt werden musste. „Musste“, denn Karl der Große hatte dies per Dekret verordnet. Das genügsame Dickblattgewächs gehört aber auch zu den ältesten „Erste Hilfe-Kräutern“, wie Tanja erklärt. Sie meint: „Der Hauswurz besitzt ähnliche Kräfte wie die Aloe vera-Pflanze. Auf Wanderungen muss man allerdings ein scharfes Auge haben, denn am steinigen Untergrund wird der Hauswurz nicht besonders groß. Zeigen sich bei einem Sonnenbrand bereits erste Rötungen oder hat man einen Insektenstich, bricht man einfach eines der dicken Blätter ab und drückt den Saft auf die zu behandelnde Hautstelle. Er kühlt, beschleunigt die Wundheilung und lindert den Schmerz.“
Die Sonne brennt mittlerweile heiß auf uns herab und durstig schlage ich vor, zurück zur Reiteralm zu gehen. Schnell pflückt mir Tanja aus der Wiese einen grünen Stengel und ein paar Blätter und meint: „Lass ihn dir schmecken – der Schildampfer ist wie der Sauerampfer ein super Durststiller! Du erkennst ihn ganz leicht an seinen schildförmigen Blättern. Das Leimkraut schmeckt wunderbar frisch nach Erbsen und der Giersch ist ein ausgezeichnetes Wildgemüse und ähnelt im Geschmack der Petersilie.“ Zufrieden kauend machen wir uns auf den Weg zur Reiteralm, wo Tanjas Mann Toni in der Küche bereits frische regionale Gerichte mit den Kräutern der umliegenden Wiesen verfeinert. Als Tipp gegen Muskelkater nach einer Wanderung verrät mir Tanja abschließend noch: „Trinke einfach nach der Wanderung einen Kamillentee - der schleust wichtiges Magnesium in deinen Körper!“