Die XC Medaille von 2014 hängt an Reini's Wand | © Thomas Meyer
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Der World Games Fixstarter

Die World Games of Mountainbiking Legende Reini Woisetschläger im Interview

Nennen wir ihn World Games Legende, Local Hero, Fixstarter oder einfach nur Reini. Wie auch immer: Auf ihn ist Verlass. Wenn er nicht durch böse Verletzungen davon abgehalten wird, ist der gebürtige Oberösterreicher und Wahl-Saalbach Hinterglemmer Reini Woisetschläger seit gut 20 Jahren auf den World Games Strecken anzutreffen. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Wir feiern 20 Jahre World Games of Mountainbiking. Was waren die prägendsten Momente für dich?

Ja, die prägendsten Momente! Die World Games gibt's jetzt echt schon 20 Jahre, gleich beim ersten Mal - ich gehörte wegen sehr guter Ergebnisse bei anderen Marathons zu den Favoriten - hatte ich drei Tage vor dem Rennen einen Sturz und startete mit einem riesen Bluterguss im Oberschenkel. Ich war dann über fünf Stunden sehr am Leiden bis ich endlich das Ziel der 80km erreichte. Der 8. Rang war zwar nicht das, was ich mir vorstellte, aber ich war einfach nur glücklich das Ziel erreicht zu haben. Das gilt heute noch: Die lange Distanz zu schaffen geht emotional sehr tief. Das können nur jene verstehen die das erlebt haben.

Die erste Goldene mit Tagessieg auf der 40km ist für immer in Erinnerung. Das zu erleben - damals nach einer verkorksten Saison - wenn dann im Festzelt für dich die Bundeshymne gespielt wird... ein Traum!! Der erste Sieg im Cross Country- nachdem ich da jahrelang hinterherfuhr, gehört da ebenso dazu. Die emotionalsten Siege aber waren die Teamerfolge für unser Team Penhab in den letzten zwei Jahren. Letztes Jahr musste ich den Erfolg ja leider vom Krankenhausbett aus mitfeiern.

 
Du warst bei fast jedem Rennen mit dabei. Wie viele Medaillen hängen an deiner Wand?

Wie viele Medaillen es tatsächlich sind? Ich bin nicht sicher. Die fünf Wichtigsten hängen tatsächlich bei uns in der Pension in einem Schaukasten.

Der World Games Marathon hat es in sich. Du bist dafür bekannt, spontan zu entscheiden, welche Distanz du fährst. Was spielt dabei die größte Rolle?

Sicherlich ist die lange Strecke mit über 80 km und fast 3700 Höhenmetern die Königsdisziplin. Durch die langen und sehr steilen Anstiege muss aber an dem Tag echt alles passen um das zu schaffen. Da ist es ein sehr großer Vorteil, dass man sich während des Rennens entscheiden kann welche Strecke man fährt.

Entscheidend dafür ist für mich wie es mir am Anstieg zum Schattberg geht. Der Berg hat es wirklich in sich und wenn es da gut läuft dann macht es Sinn auf die lange Distanz zu gehen. Sollte dann in „der Wand“ zum Seekar später noch der Einbruch kommen, so kann man immer noch auf die 58km abbiegen. Natürlich spielen auch taktische Überlegungen bzgl. der Medaillen-Chance und der Teamwertung eine Rolle.

Was sind deine drei sportlichen Schlüsselstellen auf der Marathonstrecke?

Die Schlüsselstelle ist sicherlich der Schattberg, der nach oben hin immer noch steiler wird und dem nach der „Belohnung“ am Ostgipfel mit hoffentlich wieder vielen Zusehern noch die Mauer zum Westgipfel folgt. Dann natürlich der steilste Anstieg zum Seekar, der - wenn man es schafft die Steigung durchzufahren - die letzten Körner aus den Oberschenkeln zieht. Anschließend die relativ flachen aber nicht zu unterschätzenden Hügel zum Talschluss wo ich meistens durch die Überlastung mit Krämpfen zu kämpfen habe.


Stichwort Tunnelblick: Wie viel Zeit bleibt, um die Landschaft zu genießen?

Natürlich kenne ich die Strecke in- und auswendig, da ich auch in meinem Job als Bike-Guide täglich auf Teilen der Strecke unterwegs bin. Trotzdem weiß ich die Schönheit der Natur nach wie vor zu schätzen und versuche mich auch beim Marathon dadurch von der Quälerei etwas abzulenken.

Wie jeder Sportler hast auch du mit Verletzungen und Rückschlägen leben müssen. Was motiviert dich, nach einer schweren Verletzung wie 2017 wieder an den Start zu gehen?

Es ist sicher ein riesen Geschenk, dass ich dieses Jahr wieder an der Startlinie stehen kann!! Einen Tag vor den letztjährigen World Games hatte ich einen bösen Sturz am Hacklbergtrail wobei ich mir 3 Wirbel brach und zahlreiche andere Verletzungen zuzog. Wenn man für einige Zeit seine Arme und Beine nicht mehr fühlt und von den Ärzten hört, dass solche Brüche meist im Rollstuhl enden weiß man, dass es sehr ernst ist. Was ich aus all meinen vorherigen Verletzungen gelernt habe ist, sofort positiv zu denken und so schnell wie möglich den Körper wieder in Schwung zu bekommen. Der Sport – im Besonderen das Biken - hat mir da immer sehr schnell wieder auf die Beine geholfen und ich weiß es dann auch wieder unheimlich zu schätzen wie traumhaft es ist, den Sport ausüben zu können und spüre wie sehr das Leben damit aufgewertet wird.

 
Welches Ziel hast du dir für den 20. World Games Marathon gesetzt?

Wie gesagt ist es ein Geschenk nach meiner Verletzung wieder an der Startlinie stehen zu können. Eine Medaille wäre natürlich eine schöne Draufgabe und die Krönung wäre, wenn wir den Titel in der Teamwertung für Team Penhab verteidigen könnten. Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück beim Rennen. Und ganz wichtig: Den Guide darf man nicht überholen! ;)

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