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Vom Stubenhocker zum Pistenrocker
Das Glemmtal gilt zu jeder Jahreszeit als wahres Sport-Eldorado für Frischluftliebhaber. Egal ob beim Wandern, Biken, Skifahren oder Langlaufen – die Alpen bieten die perfekte Möglichkeit, sich draußen aktiv zu bewegen.
Ich treffe mich heute mit Manuel Hirner, Ex-Profisportler, Familienvater und Multisportler, der das ganze Jahr über in seiner Heimat Saalbach aktiv unterwegs ist. Mit ihm unterhalte ich mich über die unterschiedlichen Sportmöglichkeiten in der Region, seine persönliche Motivation für eine bewusst aktive Lebensweise und Tipps und Tricks, wie es auch für vermeintliche Stubenhocker ganz easy auf die Piste – oder das Bike – geht.
Manuel Hirner – seine Leidenschaft, seine Philosophie
Der 39-jährige Saalbacher blickt auf eine sportliche Karriere zurück. Als Profisportler im österreichischen Nationalteam und ÖSV-Athlet im Skilanglauf spielt Sport für ihn seit Kindestagen an im beruflichen wie im privaten Bereich eine maßgebliche Rolle. Als Geschäftsführer bei den Bergbahnen im Glemmtal haben sich die Prioritäten in den vergangenen Jahren verändert und obwohl der Beruf und die Familie viel Platz einnehmen, setzt er den Fokus auf ein hohes Fitnesslevel und eine gesunde Lebensweise als maßgeblichen Faktor seiner Work-Life-Balance. Aus dem Leistungssport kommend, kennt er natürlich die unterschiedlichen Seiten, Philosophien und Trainingsansätze. Welche Tipps er für uns parat hat, wie wir Sport in den unterschiedlichen Facetten individuell in unser Leben einbauen können, lest ihr in dieser Story.
Tipps vom Profi – wie schaffe ich den Start auf dem Weg zum Pisten- und Biketrailrocker?
Ein für mich perfekter Einstieg ist das E-Biken. Ich habe selber zugegebener Weise etwas gebraucht, bis ich mich mit dem Gedanken des „unterstützten“ Radelns anfreunden konnte. Und nun bin ich absoluter Fan und liebe es, auf meinem E-Bike durch die atemberaubende Bergwelt zu fahren. Die höchst innovativen Bike-Modelle machen ein Fine-Tuning möglich, das jedes Trainingslevel berücksichtigt. Diese Art des Bikens schont die Gelenke und man kann ohne großen Kraftaufwand weite Strecken und abwechslungsreiche Landschaften genießen. Wer dann schon etwas trainierter ist, kann mit den Einstellungen auf dem Bike die Trainingsintensität anpassen. Ich persönlich fahre mit Pulsmesser und genieße das Low-Intensive-Training bei niedrigem Puls ganz bewusst. Viele Sportler und vor allem Anfänger vergessen gerne die Bewegungen mit einer niederen Herzfrequenz, welche ganz wichtig für das sportliche Fundament ist.
Es gibt im Tal zahlreiche professionelle Partner, die einen Einstieg super easy machen. Egal, ob ihr Anfänger seid oder mit einem Fahrtechniktraining an euren Fähigkeiten feilen möchtet – die Bikeschulen sind echt empfehlenswert und beraten zum perfekten Equipment.
Wenn der Körper sich durchs sanfte Training an regelmäßige Bewegung gewöhnt hat, steht auch einem Start auf Skiern nichts mehr im Weg. Für den Anfang empfehle ich einen Einsteiger-Kurs mit Profis – zahlreiche Skischulen im Tal bieten Gruppenkurse oder Privatstunden für Anfänger an. Auch für Wiedereinsteiger ist dieses Angebot perfekt – ein fehlerfreies Lernen der Technik einer neuen Sportart macht dann später ganz einfach mehr Spaß.
Und dann? Wie geht’s dann weiter?
Generell bin ich ein Verfechter des Wechseltrainings. Die Ansicht, ENTWEDER im Ausdauersport ODER im Kraftsport tätig zu sein, ist aus meiner Sicht veraltet. Speziell wenn man älter wird, sollte der Fokus auf funktionellem Training liegen. Die Mischung aus solidem Krafttraining und Ausdauersportarten, die Spaß machen, sind nachweislich am gesündesten. Mittlerweile ist dieser Ansatz auch im Profisport allgegenwärtig.
Wichtig ist: Consistency is the key! Es ist nicht nur anstrengend, sondern auch nicht gesund, als „Weekend warrior“ die Woche über auf der faulen Haut zu liegen und am Wochenende Kilometer über Kilometer zu laufen oder zu radeln. Es geht um die Regelmäßigkeit – für den Kopf, aber auch für den Körper!
Und obwohl ich rate, nach Plan zu trainieren und sich kleine Ziele zu stecken finde ich es wichtig, dem Motto zu folgen „Der Weg ist das Ziel“. Dieses Credo klingt oberflächlich – es ist aber im Bereich Sport, Gesundheit und Bewegung der Schlüssel.
Für alle, die nicht in den Bergen leben und kein Naturparadies vor der Haustüre haben – wie kann man sich daheim aufs Biken, Wandern, Trailrunning, Skifahren, Langlaufen & Co. in Saalbach vorbereiten?
Startet ganz easy mit bewusstem Gehen. Lange Spaziergänge tun Körper und dem Geist gut. Regelmäßiges Rausgehen in die Natur stärkt den Bewegungsapparat und bereitet den Körper perfekt für unterschiedliche Sporteinheiten vor. Baut Bewegung in den Alltag ein, wann immer es möglich ist. Es gibt einen Lift im Büro? Gut – aber nehmt die Treppe! Der Bus fährt bis vor die Haustüre? Ihr könnt ja trotzdem eine Haltestelle früher aussteigen … Solche kleinen Veränderungen bringen mehr Schwung ins Leben.
Wer dann Lust auf mehr hat, dem kann ich empfehlen, sich vom Profi einen Trainingsplan erstellen zu lassen. Meldet euch im Studio an, wenn euch das motiviert oder trainiert mit einem der unterschiedlichsten Fitnessapps. Überlegt euch, wie es für euch am besten funktionieren kann.
Eine feine Mischung aus HIIT (Hoch-Intensiven-Intervalltraining mit einem Puls bis zu 90 % der maximalen Herzfrequenzschwelle) und Ausdauereinheiten mit niedriger Herzfrequenz z.B. bei Crossfit Workouts oder Laufintervallen. Hier spricht man vom Training in der Zone 2. Also 75% von eurer maximalen Herzfrequenz. Kleine Eselsbrücke: ich kann mich noch unterhalten während der Tätigkeit. Und ganz wichtig - spaßige Unternehmungen mit Freunden und Familie – das ist für mich der Schlüssel.
Speziell für die Bergsportarten wie Ski Alpin ist ein begleitendes Krafttraining wichtig. Komplexe Übungen stärken nicht nur einzelne Muskelgruppen, sondern den gesamten Bewegungsapparat und das Gleichgewicht.
Zusammengefasst:
- Die Mischung machts – plant Ausdauer- sowie Krafttrainingseinheiten ein und probiert euch an unterschiedlichen Sportarten!
- Stellt die Sporteinheiten nicht mehr in Frage. Plant sie fix in euren Terminkalender ein. So, wie alle anderen Termine auch.
- Startet mit leichtem Training, 40 Minuten am Tag bzw. 3-mal pro Woche. Passt die Einheiten an – das Motto ist: Häufiger, dafür kürzer!
- Holt euch Unterstützung vom Profi – entweder als App oder im Studio und trainiert nach eurem individuellen Plan.
- Sechs Wochen sind eine magische Grenze – ihr werdet Veränderungen im Körper wahrnehmen. Besser und glücklicher fühlt man sich aber meist schon nach den ersten Trainings.
- Findet Sportarten, die in euer Leben passen und euch Spaß machen. Ihr habt Kids? Dann turnt gemeinsam. Seid viel draußen, macht spielerische Übungen.
- Einen Ausgleich zum stressigen Alltag finden, den Kopf leer machen, ganz easy die Pisten runterwedeln und mit einem gesunden Körpergefühl durchs Leben gehen – es gibt so viele Gründe für mehr Sport und Bewegung!
3 persönliche Fragen an Manuel Hirner
Was ist Sport für dich?
Sport ist wie Zähneputzen. Ich stelle es nicht immer wieder in Frage – ich mache es einfach.
Bewegung und ein gesunder Lebensstil sind essenziell für mich. Ich bin aktiv, um meinen Kopf freizubekommen. Meine Working-Life-Balance funktioniert nur so.
Was ist deine liebste Sportart im Sommer?
Ich liebe die Abwechslung. Trailrunning zählt zu meinen größten Leidenschaften, gemeinsam mit dem Biken. In Saalbach hat man den großen Vorteil, dass man mit den Gondeln ganz easy an die schönsten Ausgangspunkte für Trailrunningstrecken gelangt bzw. nach dem Laufen Richtung Gipfel mit der Gondel ins Tal zurückfahren kann. Man genießt die tollen Aussichten – und schont die Gelenke.
Beim E-Biken mag ich neben der hohen Reichweite die Pulskontrolle - ich mache solche Einheiten im „Zone 2 Training“. Das ist ein toller Ausgleich zu z.B.: hochintensiven CrossFit-Einheiten. Beim Mountainbiken genieß ich die unterschiedlichen Trails und Wege in der Region und beim Gravelbiken natürlich die Abwechslung und die lässigen Strecken.
Wer mehr dazu lesen möchte, findet hier die interaktive Bikekarte samt Mountainbikerouten, Trails, E-Bikestrecken und alles rund ums Thema Gravelbike-Touren. Zur Trailrunningmap und allen Informationen zu den Sommerbergbahnen geht’s hier.
Was ist dein persönlicher Place to be im Winter?
Ganz klar – mit gewachsten Skiern und scharfen Kanten hoch oben am Gipfel. Ich liebe die Aussicht vom Westgipfel. Kurz genießen – und dann rein ins Skivergnügen!