Skitourismus & Nachhaltigkeit – das kann nicht funktionieren? Sehr wohl, wie wir finden. Ganz ohne „Greenwashing“ – ehrlich, transparent und naturbewusst – werden im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn Jahr für Jahr ökologische, ökonomische und soziale Maßnahmen getätigt, um unsere Region nachhaltig grüner und gesünder zu machen. Wir sind uns unserer Verantwortung für Mensch und Natur bewusst – Nachhaltigkeit ist bei uns keine Pflicht, sondern gelebte Selbstverständlichkeit.
Eins vorweg…
Um die nachhaltigen Anstrengungen in den Skitourismus besser verstehen zu können, muss man weiter ausholen. Der österreichische Wintersporttourismus sorgt in den Bereichen Hotellerie, Seilbahnen, Sportartikelhandel und Skiindustrie für insgesamt 250.000 Arbeitsplätze und damit auch für ein wichtiges Kommunalsteueraufkommen in den betroffenen Regionen und Gemeinden. Wintersport ist in unseren Breiten die Tourismusform mit der größten Wertschöpfung. Diese Wertschöpfung aus den Wintersaisonen ermöglicht in vielen Regionen oft erst eine gedeihlichere Entwicklung der Sommersaisonen. D.h. die Produktentwicklung für den Sommer wird oft aus dem Winter querfinanziert. Mit der Entwicklung hin zu einem Zwei-Saisonen-Tourismus kann in den Alpen ein klarer Vorteil gegenüber einem Großteil der europäischen Urlaubsdestinationen erzielt werden, welche nur über eine Saison verfügen, was wiederum Nachteile für die ansässige Bevölkerung mit sich bringt.
Kein Tourismus ohne Touristen. D.h. ein touristisches Angebot, egal wo auf der Welt, ist ohne Nachfrage von Touristen wirtschaftlich nicht lebensfähig. Wir alle sind Touristen, egal ob wir die Verwandtschaft im benachbarten Bundesland für einen Tag besuchen oder eine längere Urlaubsreise unternehmen. Ein Großteil der Bevölkerung im Alpenbogen lebt direkt oder indirekt vom Tourismus. Aufgrund der Topografie und der schlechten Erreichbarkeit ist das der einzig mehrheitsfähige Wirtschaftszweig in diesen Regionen.
Skifahren ist laut Erhebung für 70% weiterhin der Hauptgrund für einen Winterurlaub in Österreich (Quelle: WKO – Skipotentialstudie). Wobei auch alternative Angebote, wie Wellness, Wandern, Kulinarik u. Shopping, tlw. als Nebenaktivität oder von Begleitpersonen gut angenommen werden. Vor allem Menschen, die in großen Ballungszentren leben und wirtschaften, suchen in ihrer Freizeit Erholung, Entspannung und Aktivitäten im Naturraum.
Der Alpenraum ist mittlerweile ein attraktiver, gut entwickelter Lebensraum für Einheimische, ein attraktiver, vielfältiger Arbeitsraum für Mitarbeitende und attraktiver Erholungs- und Erlebnisraum für Gäste.
Diesen Lebens- und Erholungsraum gilt es zu bewahren, und der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn versucht, diesem Ziel mit folgenden bisherigen Schritten näher zu kommen.
Steps so far…
Die fünf Seilbahn-Unternehmen im Skicircus gehen seit vielen Jahren den Weg der Energieeinsparung, der grünen Stromproduktion und des Zurückdrängens fossiler Energieträger. Mit den folgenden, bereits realisierten Projekten sind bereits viele erste Schritte hin zu einem „enkeltauglichem“ Fußabdruck gesetzt.
Beschneiung - Der Wasserkreislauf
Ökologisches Pistenmanagement
Nach der Pistensperre um 17:00 Uhr, wenn 75 Pistengeräte die Abfahrten des Skicircus wieder in makellose Feinripp-Pisten verwandeln, steht umweltschonende Effizienz an erster Stelle.
Möglich ist dies dank der in den Pistenmaschinen integrierten Schneehöhenmessung via GPS. Währen des Präparierens wird die Schneehöhe unter dem Pistengerät gemessen und der Fahrer sieht sofort anhand der Farben am Monitor, wo er noch Schnee braucht. Der Schnee kann zielgerichtet verteilt oder neu produziert und der Arbeitsaufwand in der Präparierung und Schneeerzeugung um 20% eingespart werden.
Mit der Schneehöhenmessung von SNOWsat LiDAR geht man den nächsten Schritt: Erstmals wird nicht nur unter der Maschine, sondern dank Laservermessung auch 50 Meter vor und neben der Maschine in Echtzeit vermessen. Diese Hightech-Neuheit ist bereits bei drei Maschinen im Einsatz und erhöht dort die Produktivität bei gleichzeitiger Kostensenkung.
Die gesamten Pistenflächen des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn umfassen knapp 1.000 ha, das entspricht 4% unserer Gemeindeflächen. Es handelt sich dabei Großteils um Landwirtschafts- und Almflächen, die im Sommer für die Beweidung und/oder Heuproduktion genutzt werden.
Eine gepflegte Kultur- und Naturlandschaft ist die Grundlage für einen alpinen Sommertourismus. Dementsprechend wichtig sind die Pflege und Bewirtschaftung der Weideflächen, die im Winter zusätzlich als Skipisten genützt werden. Notwendige Eingriffe werden daher so behutsam wie möglich vorgenommen. Renaturierungsmaßnahmen, wie z.B. die vorherige Abnahme der Grasnarbe und die abschließende Wiederaufbringung derselben - das sogenannte „Waseln“ - ist obligat.
D.h. Baustellenbilder sind weder in den Bergen, noch in Ballungszentren schön und attraktiv. Jedoch handelt es sich dabei immer um zeitlich begrenzte Zustände, die im Nachgang stets eine Verbesserung der bisherigen Situation mit sich bringen sollen. Sehr viele dieser Maßnahmen geschehen auch, um den betroffenen Naturraum möglichst wenig zu beeinträchtigen, wie z.B. die unterirdische Verlegung von Stromkabeln, Wasserleitungen, Gebäuden usw.
„Pistenwaseln“
Bei sämtlichen Erdbewegungen hat die Renaturierung oberste Priorität. Um bei Erdbewegungen auf den Bergen mit geringstmöglichem Eingriff in die Natur vorzugehen, werden die sogenannten Wasen bzw. Grasnarben mit dem Bagger vom Boden angehoben, Korrekturen am Untergrund vorgenommen und die Wasen dann wieder behutsam aufgesetzt. Diesen Vorgang nennt man Pistenwaseln.
Wasserkreislauf – Technische Schneeerzeugung und Speicherteiche
Der Ausdruck „Kunstschnee“ löst fälschlicherweise die Assoziation zu Chemikalien aus. Dabei wird die gesamte technische Beschneiung im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn aus Quell-, Regen- und Schmelzwasser und ohne Zusatz von Chemikalien gespeist. Die Beschneiung steht also in keiner Konkurrenz zum Trinkwasserbedarf!
Bei der Schneeerzeugung wird Wasser nicht verbraucht, sondern nur genutzt: Mit der Schneeschmelze und durch die Verdunstung gelangt das Wasser zu 100 % wieder zurück in die Natur. Um die natürlichen Gewässer durch Entnahmen, vor allem in den abflussschwachen Wintermonaten, nicht zu belasten, werden Speicherteiche angelegt. Im Winter wird das Wasser in Form von gefrorenem Niederschlag (Schnee) und ohne jeglichen Zusatz von Chemikalien erneut ausgebracht und damit dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt.
Für alle gebauten Speicherteiche werden umfassende Renaturierungsmaßnahmen, wie zB Förderungen von Wildtierprojekte, Aufforstung, Außernutzungsstellung von schützenswerten Waldgebieten, Erhalt von schützenswerten Gebieten wie Tümpeln, Moorflächen und Biotopen, Habitat-Verbesserungsmaßnahmen von Brutgebieten geschützter Vogelarten etc. getätigt. Außerdem werden für Amphibien teilweise seichte Stellen eingeplant.
Durch die technische Beschneiung ist eine ausreichende Durchfeuchtung des Bodens auch in niederschlagsarmen Zeiten garantiert. Der technische Schnee ist widerstandsfähiger als Naturschnee und bietet daher auch einen besseren Schutz für den Untergrund und vor mechanischen Beschädigungen durch Skikanten und Pistengeräte Beschneiungsanlagen unterliegen strengen und langwierigen Bewilligungsverfahren, die Umweltaspekte sehr stark gewichten. Die angelegten Wasserspeicher tragen zusätzlich zum Hochwasserschutz bei, indem bei Starkregen ein Teil des Wassers nicht unmittelbar an der Oberfläche zu Tal schießt und dort Bäche und Flüsse zum Überlaufen bringt.
Pistenpräparierung mit GPS
HVO100
Mit erstmaligem Einsatz des Regenerativ-Kraftstoffs HVO100 bei einem Teil der Pistengeräte und der Fuhrparks in der Wintersaison 2023/24 gingen die Verantwortlichen der Bergbahnen in Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung CO2-Einsparung.
HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil", also hydriertes Pflanzenöl". Neben Pflanzenölen werden auch Abfälle sowie Öle und Fette aus Reststoffen genutzt, wie zum Beispiel gebrauchtes Speiseöl oder Frittierfett aus Küchen. Das Pflanzenöl wird gereinigt, unter hoher Temperatur mit Wasserstoff behandelt und so als Treibstoff nutzbar gemacht.
Was die Emissionen betreffe, sei die Nutzung des neuen Kraftstoffs ein Gamechanger, sagt der Geschäftsführer der Leoganger Bergbahnen. Im Vergleich zu fossilem Diesel können damit nachweislich bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Zudem senkt HVO100 auch die lokalen Emissionen – so werden 33 Prozent weniger Feinstaub, neun Prozent weniger Stickoxid, 30 Prozent weniger Kohlenwasserstoff und 24 Prozent weniger Kohlenmonoxid freigesetzt.
Auch während der FIS Alpine Ski Weltmeisterschaften Saalbach 2025 hatte der Treibstoff aus Pflanzenkraft einen hohen Stellenwert: Der gesamte Bereich beim Zwölferkogel wurde bei der WM nur mehr von HVO-betriebenen Fahrzeugen bearbeitet, sagt Peter Mitterer, Geschäftsführer der Hinterglemmer Bergbahnen. Einer von vielen Bausteinen, die die WM 2025 zu einem Green Event machten.
Kraft aus Sonne, Wasser & Wind
Unsere Berge bieten ideale Voraussetzungen für eine alternative Stromerzeugung und so setzen die Verantwortlichen im Skicircus zunehmend auf die Gewinnung von Strom aus Wasser-, Sonnen- und Windkraft.
Das neue Kraftwerk Wiesermühle in Hinterglemm sorgt ab Winter 2024 für sauberen Strom aus erneuerbaren Ressourcen. Mit einer Leistung von 430 kW und einer prognostizierten Jahresenergiemenge von 1,8 Gigawattstunden wird dieser grüne Strom unter anderem von den Seilbahnanlagen genutzt.
Ein zeitgemäßes Zeichen zur nachhaltigen Stromgewinnung wollen die Saalbacher Bergbahnen mit Windturbinen auf der neuerbauten Bergstation des Limberg 8er setzen. 5 Windturbinen am Dach der Bergstation und eines Nebengebäudes sollen ein geschlossenes System zur Stromgewinnung bilden – ganz ohne weitere Bodenversiegelung. Mit den Windturbinen können pro Stück 15 kW erzielt werden – auch bei Nacht, an bedeckten Tagen oder bei Schneefall.
Im gesamten Skicircus setzt man seit Jahren auf erneuerbare Energie aus Sonnenkraft. Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Seilbahnstationen und Betriebsgebäuden sowie PV-Paneele in Fassaden wandeln die zahlreichen Sonnenstunden in sauberen Strom um.
Effiziente Beschneiung
Don’t forget…Die soziale Nachhaltigkeit
Die 5 Bergbahngesellschaften in Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn sind regional sehr stark verankerte Unternehmen mit einer tlw. knapp 80-jährigen Geschichte. Diese Unternehmen befinden sich alle im regionalen Streubesitz. Anders als bei produzierenden Industriebetrieben ist eine Abwanderung an bevorzugte Standorte mit z.B. geringeren Produktionskosten und einer besseren Verkehrsanbindung nicht möglich. Das ist mit einer Standortgarantie gleichzusetzen! Die primäre Aufgabe besteht in der Schaffung von Infrastruktur - in dem Fall Seilbahnen - um eine funktionierende Tourismuswirtschaft zu ermöglichen. Die Gewinne der Bergbahn-Unternehmen werden zum allergrößten Teil reinvestiert.
Die 5 Bergbahngesellschaften im Gebiet beschäftigen ganzjährig ca. 300 Mitarbeiter, im Winter über 600. Sehr viele Landwirte und Mitarbeiter aus dem Baugewerbe haben so auch in den Wintermonaten eine gesicherte Erwerbsquelle.
Sehr viele Erwerbstätige der Skicircus-Orte haben ihren Arbeitsplatz im unmittelbaren Umfeld, die Auspendler-Quoten sind daher unterdurchschnittlich gering.
Ein wichtiger Nachhaltigkeitsfaktor in einer Region ist auch der gesellschaftliche Zusammenhalt. Dieser ist in der Region sehr stark ausgeprägt uns spiegelt sich in Initiativen wider, die schnelle, unbürokratische Hilfe und professionelle Unterstützung für alle erdenklichen Notlagen liefern. Das reicht von Freiwilligendiensten über nachhaltige Projekte im Bereich der Mobilität bis hin zu Sozialprojekten (Hospiz usw.). Auch hier sind die Tourismusunternehmen - wie Hotels und Bergbahnen - ein wichtiger und integrativer Bestandteil.