- Tradition
Ein Blick zurück...
Im zweiten Teil dieser Serie habe ich über die ersten Siedler berichtet und die Entstehung des Dorfes. Ihr habt über den wirtschaftlichen Aufschwung trotz entbehrungsreicher Zeiten und über die Anfänge des Skifahrens erfahren. Im dritten Beitrag erzähle ich euch nun über das Leben der Bauern und ihrem Kampf für eine bessere Zukunft sowie die Bedeutung der Familien- und Hofnamen.
Die Bauern hatten es auch hier nicht einfach im Mittelalter, so waren sie nicht einmal bei Tanzfesten mit Beamten und Offizieren erwünscht. „Wohl eine traurige Einstellung gegenüber dem Stande, der für die Ernährung der gesamten Bevölkerung zu sorgen hatte“, liest man im Heimatbuch. Als Hörige einer geistlichen oder weltlichen Grundherrschaft waren sie dem Leibherrn untertan und mussten Abgaben leisten. Es gab verschiedene Lehenformen (Ein Lehen erhielt ein freier Mann, wenn er sich in den Dienst eines Herrn begab.) der Leibeigenschaft. Die wohl ungünstigste war das „Freistift“. Dies ermöglichte dem Grundherrn, dem Bauern jährlich seinen Hof wieder wegzunehmen. Beim „Leibgedinge“ musste der Bauer willkürliche Abgaben leisten, die jederzeit ohne Gründe erhöht werden konnten. Die wohl beste Form war das „Beutellehen“, dabei musste sich der Bauer nur im Kriegsfalle für den Herren verpflichten ansonsten war er weitgehend ohne finanzielle Lasten.
Der Ruf nach Unabhängigkeit
Im Heimatbuch ist festgehalten: „Selbst die Aufklärer im 18. Jahrhunderts sahen den Bauern noch als biederen und stets der Belehrung bedürftigen Landmann an.“ Der Bauer wurde sich immer mehr seines Wertes bewusst, und der Ruf nach Befreiung wurde immer stärker. Er setzte sich für seine Existenz ein und schickte Forderungen und Beschwerdeschriften an die Obrigkeit und forderte „Freiheit für den Christenmenschen“. So wurde der Bauer endlich in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik gestellt. Leider konnte die Idealisierung des Bauernstandes im Glemmtal die notwendige Unterstützung für die Plagerei und harte Arbeit nicht ersetzen. Daher musste nach 1848 der Staat, die von den Grundherren vorher übernommenen Überlebensmöglichkeiten der Bauern, in vollem Umfang übernehmen. Den Bauern mussten weiterhin die Rechte gesichert werden, in Notzeiten Saatgut und Streu zu bekommen sowie das Weiden auf Almen und Waldlichtungen. So kam es zur Einforstung der Staatswälder zur weiteren Sicherung der Rechte, geleitet durch die heutigen Bundesforste. Der Kampf war nicht umsonst, denn die Bauern von heute sind politisch und kulturell genauso präsent und modellieren das Leben im Dorf und Land in allen Bereichen mit und sind nach wie vor Erhalter traditionsbewusster Heimat.
Bedeutung der Familien- und Hofnamen
Erst mit der Gutbeschreibung bis 1614 wurden amtliche Namen festgelegt, bis dahin wurden die Bauern nach ihren Hofnamen gerufen. Unsere Vorfahren waren sehr einfallsreich mit der Namensgebung. So erhielt beispielsweise der Metzger den Beinamen Kalbsohr, der Krämer Theuerfeil und der Drächsler Draxl. Anhand der Familiennamen lässt sich viel über die Herkunft und Bedeutung erfahren, so weiß man beim Namen Hasenauer sofort, dass das Gut des Genannten an einer Au mit vielen Hasen steht. Der Ursprung des Familiennamen Dürlinger ist der Ortsname Dürrensalpach in Saalbach und er deutet auf dürr und trocken hin. Sogar die frühe Anwesenheit von Schwaben im Glemmtal lässt sich aus dem Namen Schwabl ableiten. Wie bei den Familiennamen lässt sich auch bei den Hofnamen einiges über den Standort herauslesen. Markante Bäume waren namensgebend bei Höfen wie Krumpfeichten die krumpe (schiefgewachsene) Fichte, bei Taxing der Tax (Tanne) und in Eibing eine Eibe. So stand das Pichlgut auf einem Bichl (Hügel), der Spielberg war der Balzplatz der Spielhühner (Birkhuhn) und Schwarzach bekam durch das dunkle Wasser des waldigen Ufers seine Benennung.
Im nächsten Teil geht es ereignisreich weiter, wir berichten über die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg, die 20 Jahre der Ersten Republik mit ihren ersten Maßnahmen für den Fremdenverkehr bis hin zu den dunklen Jahren des Zweiten Weltkrieges.