- Tradition
Brauchtum und Rituale rund um Lichtmess
Die Zeit rund um Lichtmess Anfang Februar gilt als Schwelle vom Winter zum Frühling. Obwohl im Glemmtal aufgrund der Lage – über 1.000 Meter über dem Meer und eingekesselt in eine alpine Bergwelt – ein Reizklima herrscht und die Schneelandschaft länger bestehen bleibt als in wärmeren Gebieten, beginnen zu dieser Zeit bereits die ersten Keime tief in der Erde zu sprießen. Nicht umsonst galt „Lichtmess“ in vergangenen Tagen, als die Landschaft rund um Saalbach Hinterglemm noch vorwiegend von Land- und Almwirtschaften geprägt war, als der eigentliche Beginn des neuen Jahres. Für die Dienstboten war die Zeit rund um „Lichtmess“ eine ganz besondere – ich habe mich für diesen Artikel mit einer Frau getroffen, die sich noch gut an die Knechte und Dirnen am Hof erinnern kann und die die ein oder andere lustige Begebenheit und einige Bilder aus ihrem Familienbesitz mit uns teilt.
Die Ursprünge von „Lichtmess“ – das keltische „Imbolc“
Als das heutige Europa von Kelten, Germanen und europäischen Waldvölkern besiedelt war, war es für die Menschen überlebensnotwendig, die Natur genau zu beobachten. Um die Vorräte und die Arbeiten richtig einzuteilen, wurden Zyklen erfasst und Orakel erstellt. Die Zeit rund um Imbolc wurde als Zeit des Erwachens, des Keimens und des Neuanfangs wahrgenommen. In tiefer Verbundenheit mit der Natur wurden unterschiedliche Jahreskreisfeste gefeiert – das Fest zu Imbolc fand mit großer Wahrscheinlichkeit bei zunehmender Mondphase Anfang Februar statt. Der zunehmende Mond symbolisiert seit jeher Wachstum.
Der Name „Imbolc“ leitet sich wahrscheinlich von „im Schoß“ bzw. „im Bauch der Mutter“ ab und spielt auf den wachsenden Keim im Schoß von Mutter Erde an. Das Fest war im Speziellen der Göttin Brigid gewidmet – die sogenannte „Lichtgöttin“ gilt als urkeltische Mutter aller irischen Götter und wird seit der Jungsteinzeit verehrt. Brigid brachte neues Leben ins Land und erschien in weißer, jungfräulicher Gestalt – dort, wo ihre Füße die Erde berührten, begann der Frühling einzuziehen.
Zu Ehren der Göttin und des Neubeginns wurde Imbolc als erstes Fest im neuen Jahreskreis gefeiert. Es gab unterschiedliche Traditionen und Riten, die gefeiert wurden – Brigidkreuze, die für Glück und Segen stehen, wurden gebunden, Reinigungsrituale wurden durchgeführt, um gereinigt in die neue Zeit zu treten und man schritt um die Felder und rüttelte an den Bäumen, um die Natur zu erwecken. Das alte Jahr wurde endgültig vertrieben – es wurde geräuchert und mit lautem Getrommel verjagt. Viele Völker nutzten zu dieser Zeit auch Masken – bunte, fröhliche Verkleidungen vertrieben die bösen, kalten Wintergeister. Aus diesem Brauch entstand übrigens auch unser heutiges Faschingsfest – aber das ist eine andere Geschichte.
Maria Lichtmess – ein christliches Fest mit großer Bedeutung für die bäuerliche Bevölkerung
Maria Lichtmess wurde 40 Tage nach Weihnachten gefeiert und geht auf einen jüdischen Brauch zurück. Wahrscheinlich entstand das christliche Kirchenfest, so wie wir es kennen, im 4. Jahrhundert. Seit dem 6. Jahrhundert wird es jährlich am 2. Februar gefeiert. Der Tag galt früher als endgültiges Ende der Weihnachtszeit. Die Christbäume und die aufgestellten Krippen wurden aus den Häusern entfernt und das neue Arbeitsjahr der Bauern und Dienstboten begann. Lichtmess war ein wichtiger Orakeltag für das Wetter. Da viele Menschen nicht lesen und schreiben konnten, wurden früher viele Regeln und Überlieferungen mündlich und für die bessere Merkbarkeit in Form von Reimen weitergegeben. Einige Bauernregeln sind nach wie vor erhalten, so sagt man etwa:
- „Ist‘s an Lichtmess hell und rein, wird’s ein langer Winter sein, wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“
- „Ist‘s an Lichtmess klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“
- „Lichtmess im Klee - Ostern im Schnee.“
- „Lichtmess trüb, ist dem Bauern lieb.“
Lichtmess als Fixpunkt im Kalender
Da der 2. Februar für Bauern der Beginn des neuen Arbeitsjahres war, entschied sich zu Lichtmess endgültig, wer von den Dienstboten ein weiteres Jahr am Hof blieb und wer die Stellung wechselte. Das bäuerliche Jahr begann für die Mägde und Knechte mit drei freien Tagen: Lichtmess – gleichzeitig der Zahltag, der Blasiustag und der darauffolgende Schlenkertag. An diesen Tagen hatte das „Gesinde“ Urlaub. Wer die Anstellung wechselte, der packte spätestens am Schlenkertag, nachdem er seinen Lohn für die verrichtete Arbeit erhielt, sein Hab und Gut und machte sich auf zum neuen „Kostbauern“. Die Abgeltung für Knechte und Mägde bestand oft nur aus einigen Kleidungsstücken und wenig Geld.
Auch die Arbeitssuche war anders als in der heutigen Zeit – bereits im Sommer und Herbst steckten sich Knechte, die auf der Suche nach einer neuen Anstellung waren, beim Kirchgang einen Kochlöffel an den Hut. Dies war das Zeichen, dass der Knecht bereit war, im neuen Jahr eine andere Anstellung anzutreten.
Das harte Leben von Mägden, Knechten und Dienstboten
Das Leben der Mägde und Knechte war oft hart und karg – und trotzdem blieb Kindern aus kinderreichen Familien und Bauerskindern, die nicht als Erben eingesetzt wurden, nichts anderes übrig, als eine Anstellung als Dienstboten zu suchen.
Im Glemmtal verringerte sich mit dem Tourismus und dem Einzug von Technik und Maschinen die Anzahl von Dienstboten stetig. Irmgard Macher, die 1948 als Tochter der Bauersleute am „Eibinghof“ zur Welt kam, erinnert sich selbst noch an den einen oder anderen Knecht, der die Familie bei der Arbeit unterstützte. Der „Eibinghof“ gilt als einer der ältesten Güter im Glemmtal – die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 1222, als Erzbischof Eberhard II. bekennt, dass sein Ministeriale, Burggraf Konrad, dem Stift St. Peter den Nutzgenuß mehrerer genannter Güter zu Glemm, darunter Krumpfeuchten (das heutige Eibing) und weitere, mit der Zustimmung des Erzbischofs als Lehensherr vermachte. Ab 1366 tauchen die Namen „Eibing“, „Lederer“ und „Seigen“ im Zusammenhang mit Krumpfeuchten auf. *
„Da mein Vater sehr früh starb, brauchten wir am Hof dringend helfende Hände. Unterschiedliche Knechte halfen bei der Stall- und Holzarbeit und am Feld. Die letzten Landarbeiter verabschiedeten sich in den 60er Jahren – die Zeiten haben sich geändert und die Struktur auf den Höfen wurde durch den einziehenden Tourismus einfach anders. Jeder Dienstbote hatte seine genaue Aufgabe. Geschlafen haben die Knechte in der 'Buamakoma' (Buben-Kammer) und die Mägde in der abgelegenen 'Dirnakoma' (Dirndl = Mädchen-Kammer). Dazwischen lag die 'Sche-Koma' (Schöne-Kammer), die dem Bauern und der Bäuerin als Schlafzimmer diente. Jeder hatte ein Bett, einen Stuhl und eine Truhe, in der die Habseligkeiten aufbewahrt wurden. Diese Kiste aus Holz wurde 'Schlenker-Truhe' genannt, da diese am Schlenker-Tag, falls die Knechte und Mägde weiterzogen, mitgenommen wurde“, erzählt die von Einheimischen genannte „Eibing Irmi“.
Irmgard erinnert sich an viele Erlebnisse – als sie zum Beispiel in der „Krampus-Zeit“ nicht allein von der Schule nach Hause gehen wollte und der Knecht sie mit Pferd und Kutsche vom Bus abholte. Oder dass als Lohn für das Bringen der Verpflegung für die Männer am Feld oder beim Waldarbeiten ein „Neil“ (Küsschen) zu erwarten war – leider konnte man sich nicht immer aussuchen, wer einem den Lohn übergab.
Weitere Bräuche zu Lichtmess, die teilweise heute noch praktiziert werden, sind zum Beispiel:
• Kerzenweihe und Blasiussegen (in der Kirche)
• Lichtmess-Segen (Lichtmessfeuer wird von Haus zu Haus getragen)
• Licht-Segen für Haus und Hof (mit geweihten, brennenden Kerzen umschreitet man Haus und Hof)
• Reinigung von Haus und Hof (Lüften und Räuchern)
Ein altes Rezept – in der neuen Zeit
Viele Menschen fühlen sich den alten Bräuchen und Traditionen nahe und lassen diese wiederaufleben. Und so wird so manchen Ortes, wie in längst vergangenen Tagen, zur Zeit rund um Lichtmess ein süßer Grießbrei zubereitet.
- 500 ml Milch werden mit
- 2 Esslöffel Honig erwärmt, anschließend wird
- 60 g Grieß (Weizen oder Mais) hinzugegeben. Kurz aufkochen lassen, von der Herdplatte nehmen und eindicken lassen.
Mit etwas Butter, Honig und ein bisschen Früchte-Mus aus dem letzten Herbst verfeinert, schmeckt der Brei herrlich süß und gilt seit jeher als Nahrung für Körper, Geist und Seele. Ein Teller mit der traditionellen Süßspeise wird außerdem vor die Tür gestellt – als „Opfergabe“ für die Göttin Brigid und die kommende, wunderbar lebendige Zeit.
Mahlzeit – lasst es euch schmecken!
* Quellenangabe: Heimatbuch Saalbach Hinterglemm, Eigenverlag der Gemeinde Saalbach Hinterglemm, Siegfried Weitlaner. Seite 45, 1. Absatz.