• Tradition

Rauchzeichen an das Christkind?

Traditionelles Räuchern rund um Weihnachten

Wenn man am 24. Dezember bei Einbruch der Dunkelheit vermehrt Rauchgeruch im Glemmtal wahrnimmt, dann werden keine Rauchzeichen ans Christkind geschickt und auch das Rauchverbot wird nicht umgangen. Nein, dann ist die Zeit zum „rachn geh“ angebrochen.

Es mag wahrlich ein seltsames Bild für so manchen Urlaubsgast sein, wenn er im Home of Lässig im Dunkeln Menschen mit rauchenden Gefäßen in und um viele Häuser erblickt. Das einstige kleine Bergdorf Saalbach Hinterglemm, welches nur aus wenigen Bauernhöfen bestand, hat sich über Jahrzehnte zur lässigsten Urlaubsdestination entwickelt. Und es mag oft so wirken, als wäre im Glemmtal kein Platz für Altes. Technische Neuerungen wohin das Auge blickt - sie erleichtern nicht nur den Einheimischen sondern auch den Gästen Vieles. Doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man, welch enorme Beständigkeit das Brauchtum und die Traditionen in Saalbach Hinterglemm haben. So ist auch das „Rachn gehen“ in den Rauhnächten ein Brauch, der im Glemmtal nie in Vergessenheit geraten ist und von den Einheimischen bis heute geliebt und gelebt wird.

 

Der Heilige Abend – also der 24. Dezember - gibt den Startschuss für die Rauhnächte. Die Rauhnächte (auch Raunächte oder Rauchnächte) sind einige Nächte um die Weihnachtszeit denen besonders in ländlichen Gebieten große Bedeutung zugemessen wird. Woher der Name Rauhnacht wirklich abgeleitet wird, darüber sind sich Volkskundler nicht ganz einig. Es könnte vom „Rachn geh“ kommen oder aber von den rauen Gestalten, die sich in diesen Tagen in der Dunkelheit herumtreiben sollen.

Lassen wir den Rauch aufsteigen...

 

Die Vorbereitungen zum „Rachn geh“ beginnen am 24. Dezember bereits am Nachmittag. Es muss das richtige Holz ausgesucht werden, damit später auch eine gute Glut entsteht. Wenn es zu dämmern beginnt, wird das Feuer angeheizt und sobald das Holz so weit abgebrannt ist, dass im Ofen nur mehr die rot/schwarz glühende Kohle zu sehen ist, ist der Zeitpunkt genau richtig um die Glut zum „Rachn geh“ aus dem Ofen zu holen. Eine alte geschmiedete Pfanne oder auch ein altes Kohlen-Bügeleisen dienen als Räuchergefäß. Sie werden mit der glühenden Kohle aus dem Ofen befüllt. Mit der Rauchpfanne werden alle Räume des Hauses sowie der Stall abgegangen. Dabei wird immer wieder Räucherwerk auf die Kohle gestreut, welches durch die Hitze verglüht und dabei für dichten Rauch sorgt.

 

Welches Räucherwerk verwendet wird, das variiert von Familie zu Familie. Manche schwören auf Weihrauch, andere verräuchern die Kräuter aus dem Kräuterbuschen, welcher am 15. August gebunden wurde und wieder andere kombinieren diese beiden Methoden. Zum Rachn gehen gehört fast überall auch noch Weihwasser – es wird ebenfalls in allen Räumen des Hauses versprüht und oftmals wird während dem Räuchern gebetet.

Wurden alle Räume geräuchert, werden Fenster und Türen geöffnet, damit der Rauch samt allen schlechten Dingen des Hauses nach draußen ziehen kann. Danach folgt meist eine letzte Rauchrunde um das komplette Haus oder auch das ganze Grundstück. Die Pfanne mit der Glut wird dann an einem sicheren Ort vor dem Haus platziert und darf dort bis zum vollständigen Verglühen stehen bleiben. Oftmals wird die Asche am nächsten Tag auf Wiesen oder Feldern verstreut. Dies soll für Fruchtbarkeit fürs kommende Jahr sorgen.

 

Geräuchert wird aber nicht nur am 24. Dezember sondern auch in den beiden anderen großen Rauhnächten - am 31.Dezember, dem Silvesterabend sowie in der Nacht von 5. auf den 6. Jänner, das ist die sogenannte Perchtnacht.

Rauch und Brauch


Mit dem Rauch sollen böse Geister, Dämonen und finstere Gestalten von Haus und Hof ferngehalten oder vertrieben werden. Ebenso Krankheiten und anderes Unheil werden durch den Rauch abgewendet. Ein kleines Ritual, welches während dem „Rachn geh“ vollzogen wird, ist der „Hut voll Rauch“. Dabei wird ein Hut über den Rauch der Pfanne gehalten und anschließend auf den Kopf gesetzt. Diese Geste wird bei jeder anwesenden Person wiederholt. Es soll fürs kommende Jahr Glück, aber vor allem Gesundheit bringen. Glück und Gesundheit für das kommende Jahr! Und ich freue mich, wenn ich euch dann wieder lässige Kräuterstories aus dem Glemmtal erzählen darf.

 

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