- Tradition
Osterbräuche - Eierfärben und Co
Überall sieht man nur noch bunt bemalte Eier! Nach der weißen Pracht des Winters fallen die farbenfrohen Ostereier ganz besonders auf! Egal, ob in den Geschäften im Regal, als kreative Dekoration am Hoteleingang oder daheim, liebevoll angemalt, fürs Osternesterl. Doch wie färbe ich meine Eier mit natürlichen Zutaten kunterbunt und welche Bräuche gibt es im Home of Lässig noch rund ums Osterfest?
Ich freue mich jedes Jahr schon sehr auf die Osterzeit, die in meiner Familie mit vielen Ritualen und alten Bräuchen einhergeht. Das Eierfärben zelebriere ich mit meinen Kindern, Tristan, Lysander, Valerian und Marla – und auch meine Mama Annemarie ist mit dabei. Wir verzichten dabei meist auf künstlichen Farbstoff, denn schon meine Oma hat mit uns Kindern die Gründonnerstags-Kräutereier mit natürlichen Zutaten gefärbt. Sie wusste ganz genau, welches Lebensmittel oder Kraut man benutzt um die Eier bunt zu bekommen. So verwendete sie rote Rüben für rote Eier, Brennnesselblätter für eine zarte Grünfärbung und Zwiebelschalen um einen Braunton auf die Schale zu bekommen.
Für uns Kinder war es immer etwas ganz Besonderes, wenn wir vom benachbarten Bauern ein „Ontlossoa“ bekamen. Diese Eier werden am Gründonnerstag frisch von den Hühnern gelegt und ihnen wird eine ganz besondere Kraft zugesprochen. Mein Opa legte dieses Ei immer unter den Dachfirst, um so für das kommende Jahr Glück und Segen über die Familie und das Haus zu bringen. Heute bin ich selbst vierfache Mutter und führe die Tradition des Eierfärbens mit meinen Kindern fort. Unser erster Weg am Morgen des Gründonnerstags führt uns, mit Gummistiefeln und Korb ausgestattet, auf die von der Schneeschmelze noch nasse Wiese hinterm Haus. Dort wird mit Adlersaugen nach den noch zaghaft aus dem Erdreich sprießenden Frühlingsboten gesucht, die besonders schöne Muster auf unsere Eier zaubern sollen. Als erfahrene Eierfärber wissen wir bereits, dass die Blätter der Schafgarbe und die Blüten von Krokus und Schlüsselblume die außergewöhnlichsten Muster ergeben.
Eierfärben als Generationenprojekt
Bei uns helfen beim Eierfärben alle mit. Oma, Mama und Enkerl sind alle für bestimmte Aufgaben zuständig. Während ich mit den Kindern draußen noch auf der Suche nach den Kräutern bin, schneidet meine Mama bereits Stoffstücke und Spagatschnüre zurecht. Den Sud mit den roten Rüben und Brennnesseln hat Oma bereits vorgekocht, damit wir danach ein schönes Farbergebnis erzielen. Sobald wir uns von unseren Jacken und Stiefeln befreit haben, beginnen wir die Stoffreste auszulegen und die gesammelten Kräuter darauf zu verteilen. Jetzt ist bei den Kindern Vorsicht geboten, denn nun werden die rohen Eier behutsam auf die Kräuter gelegt, in den Stoff eingewickelt und diese Päckchen fest mit der Schnur zugebunden. Nur bei den Eiern die braun gefärbt werden sollen, legen wir zwischen Stoff und Kräuter die Zwiebelschalen und verschließen alles gemeinsam.
Den nächsten Part übernehmen wir Erwachsenen, denn jetzt müssen die gefüllten Säckchen in das kochende Wasser eingelegt werden wo sie für ungefähr 10 Minuten köcheln. Mein Tipp: Ein Schuss Essig ins Wasser führt zur besseren Haftbarkeit der Farbe.
Überraschende Ergebnisse
Nun kommt der spannendste Teil des Eierfärbens: Das Öffnen der bunt getränkten Stoffbeutel. Denn man weiß nie, welches Kräutlein wohl auf dem Ei dominiert und welche intensive Farbe die Schale angenommen hat. „Oh“, „Ah“, „so schön“, „das war meines“…. so tönt es beim Auspacken der Eier. Die mit Zwiebelschale eingewickelten Eier sind diesmal am farbintensivsten geworden, während die roten und grünen Eier nur zaghaft ihre Farbe zeigen. Die Muster sind hier allerdings besonders schön zu erkennen. Endlich sind sie fertig, unsere selbstgefärbten Gründonnerstags-Ostereier! Wunderschön, einzigartig und kunstvoll liegen sie vor uns in der Schüssel, und glänzen nach dem Einreiben mit einer Speckwarte mit den strahlenden Kinderaugen um die Wette. Da bekommt man schon richtig Appetit auf ein hartgekochtes Ei, jedoch müssen wir uns noch gedulden, denn noch dürfen wir die Eier leider nicht essen.
Das Eierpecken
Erst am Ostersonntag werden die gefärbten Eier mit Speck, Brot, Salz und Osterschinken in den Weihkorb gelegt und mit zur Ostermesse genommen. Nach der Speisenweihe geht’s ab nach Hause zur Osterjause und endlich dürfen wir mit dem Eierpecken beginnen. Dabei sucht sich jeder sein eigenes gefärbtes Ei heraus und gegenseitig „peckt“ man die Eier. Man schlägt sie zuerst mit den Spitzen, dann mit den Enden einmal aneinander, bis bei einem Ei die Schale bricht. Der Gewinner ist, wessen Ei am Schluss unversehrt geblieben ist. Der krönende Abschluss ist bei uns der Ostermontag, wo wir mit der ganzen Familie bei einem Festessen die Osterzeit ausklingen lassen und all unsere übriggebliebenen Köstlichkeiten, mit gutem Gewissen nach der Fastenzeit, verputzen.