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Ein Tag auf der Alm
Die sommerliche Landschaft im Glemmtal ist geprägt von uralten Fichtenwäldern, glasklaren Gebirgsgewässern und sattgrünen Almflächen. Hütten mit angebauten Ställen, die teilweise noch in sehr traditioneller Bauweise erbaut wurden, gelten seit jeher als Sommerresidenz des Weideviehs. Da die Bauern im Tal wenig Platz für Weiden haben, werden die Kühe mit ihren Kälbern, Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine auf die wunderschönen Almwiesen getrieben. Die Tiere wurden früher von Sennern und Sennerinnen betreut, die die Kühe molken und die Milch zu unterschiedlichen Milchprodukten verarbeiteten. Frische Milch, feine Butter und würziger Käse entstanden in mühevoller Handarbeit.
Almen im Wandel der Zeit
Mit dem Einzug der Gäste im Tal wandelte sich das Bild der Almhütten. Immer mehr Bergsportler:innen nutzen die Hütten zur Rast. Schrittweise wurden die Gebäude renoviert, unterstützende Maschinen zur Arbeitserleichterung konnten angeschafft werden und der Fokus vieler Almhütten liegt aktuell auf der Bewirtung der Gäste und der Herstellung von regionalen Produkten. Wir haben uns heute aufgemacht und zwei unterschiedliche Almhütten besucht. Was macht die Wirtsfamilie wohl früh morgens, bevor die ersten Gäste anklopfen? Und wer kümmert sich jeden Abend aufs Neue um Elli, Kersch und Flecki? Wir durften Gast, Vorkoster und freudige Beobachter sein!
Frisches Bauernbrot aus dem Holzofen auf über 1.300 Metern
Bereits um 04:00 Uhr morgens, wenn das Glemmtal noch in einen sanften Schlaf getaucht ist, beheizt Sonnalm-Wirtin Manu den wunderschönen Brotbackofen vor der Haustüre. Kleingehacktes Buchenholz wird in die Öffnung gefüllt und angezündet. „Ausbrennen“ nennt man diese uralte Art, einen Backofen zu beheizen. Aber nun von Anfang an. Ein frisches Bauernbrot step by step sozusagen.
1. Das Mahlen des Getreides
Auf der Sonnalm werden ausschließlich Roggen, Dinkel und Buchweizen von österreichischen Landwirten verwendet. Regelmäßig besuchen Manu und ihr Mann Christoph einen bekannten Bauern und kaufen das Getreide ungemahlen.
Zur Herstellung des Mehls mahlt Manu das Getreide mit ihrer eigenen Natursteinmühle, wie es in Salzburg seit jeher Brauch ist. Anschließend wird das Mehl per Hand gesiebt. Die unterschiedliche Anzahl der Sieb-Vorgänge bestimmt die Feinheit des fertigen Produkts. Der Großteil vom Schrot und die Kleie, die anfallen, werden in den unterschiedlichen Broten verarbeitet, über den Rest freuen sich die almeigenen Schafe.
Durch die Verarbeitung eines Kilogramms Korn entsteht ca. ein dreiviertel Kilogramm Mehl.
2. Der Brotteig
Manu verwendet einen hausgemachten Natursauerteig. Dazu wird Roggen mit Wasser vermischt, fünf Tage stehen gelassen und täglich etwas Mehl hinzugefügt. Abends bereitet sie dann die unterschiedlichen Brotteige zu und lässt sie über Nacht rasten. Früh morgens wird der Teig dann zu Laiben geknetet und geformt.
3. Der Brotbackofen
Der Backofen wird zu Beginn mit Buchenscheiten befüllt und beheizt. In der Brotback-Fachsprache nennt man dies „ausbrennen“. Je nach Temperatur wird das Holz nach ein bis vier Stunden entfernt („auskehren“) und dann werden die Brote „eingeschossen“. Je nach Wetter und Luftdruck werden die Brotlaibe anschließend ein bis eineinhalb Stunden gebacken.
Nachdem die Brote etwa zwei Stunden ausgekühlt sind, werden sie den Gästen liebevoll serviert. Welch perfekter Start in den Tag – bei Butterbrot, frischen Kräutern und einem herrlichen Glas Milch. Apropos Milch – auf der gegenüberliegenden Seite des Tals warten 24 Damen auf unseren Besuch!
Feine Almkräuter für Elli, Kersch und Flecki – eine traditionelle Almwirtschaft im Glemmtal
Auf der Huberalm, deren zugehörige Almhütte auf 1.584 Metern liegt, treffen wir den Bauern Günther. Wir dürfen ihm über die Schultern schauen – er betreibt seine Alm so, wie es seit jeher Tradition im Glemmtal ist. Gemeinsam mit seiner Frau Petra bewirtschaftet er die Landwirtschaft, die er von seinem Vater und dieser von dessen Vater übernommen hat. Der Bauernhof im benachbarten Oberpinzgau ist immer schon in Familienbesitz. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die „Medalalpe“ dazugekauft, die nun als „Huberalm“ bei Einheimischen und Gästen bekannt und beliebt ist.
Günther führt die Alm mit Leidenschaft und Hingabe. Alle in der Familie packen kräftig mit an und die unterschiedlichen Aufgaben sind aufgeteilt. Unterstützend arbeiten im Sommer ein bis zwei Praktikanten mit – die Jungs aus der nahegelegenen Landwirtschaftsschule lernen hier praktische und spannende Dinge fürs Leben.
Die Huberalm, der eine Almfläche von 138 Hektar angehört, erstreckt sich von 1.400 bis 2.100 Metern Höhe und grenzt an den benachbarten Oberpinzgau. Im Frühling, bevor die Tiere aufgetrieben werden, benötigt man etwa fünf bis sechs Tage, um alle Weiden einzuzäunen. Bis zu 70 Rinder verbringen die Zeit von Anfang Juni bis Mitte September auf der Huberalm. Bis vor 20 Jahren wurden die Tiere noch zu Fuß aufgetrieben. Dies bedurfte einen sechs- bis siebenstündigen Fußmarsch im Gebirge und unzählige helfende Hände. Mittlerweile werden die Tiere mit einem Anhänger auf die Alm gebracht.
Kurze Wege - gute Milch
24 Kühe werden in diesem Jahr auf der Huberalm gemolken. Familie Stöckl betreibt eine eigene Viehnachzucht und so sorgt der hofeigene Stier für kräftig Nachwuchs. Nachdem die Kälber etwa drei Monate Milch von den Kühen trinken, werden diese langsam selbstständig und haben ihren eigenen Bereich auf der Alm. Die Mutterkühe können dann gemolken werden.
Um etwa 16:00 Uhr versammeln sich die Milchkühe schon um die Alm und warten auf den Einlass. Anschließend werden alle in den Stall geführt, an ihren Platz gebracht und zum Melken angehängt. Früher musste diese Arbeit per Hand geschehen – heute sorgen moderne Melkmaschinen für Zeit- und Kraftersparnis. Die Nacht verbringen die Tiere im Stall, bevor sie frühmorgens um 04:30 Uhr erneut gemolken werden. Anschließend begeben sich Elli, Kersch und Flecki und die restlichen Fleckvieh-Damen gemächlich zurück auf die saftigen Weiden.
Auf der Huberalm gibt’s die eigene Milch und eigenen Käse zur Jause. Dani und Anna haben vorgekostet – und das Ergebnis hat beide eindeutig überzeugt! Die restliche Milch wird an die Pinzgau Milch in Maishofen geliefert. Kurze Wege und heimische Lieferanten für hochwertigste Produkte aus der Region.
Bis Mitte September bleiben die Tiere auf der Alm. Anschließend geht’s zurück auf den Hof und um Allerheiligen kommen die Rinder in den Laufstall.
Man spürt und schmeckt die Liebe zur Heimat und die Arbeit in und mit der Natur in den Produkten der Almwirte ganz deutlich. Ein Stück Urlaub zum Genießen und zum Mit-nach-Hause-Nehmen!