Frisch gepflückte Fichtentriebe | © Edith Danzer
  • Kulinarik

Maiwipfihonig

Gesunder Brotaufstrich zum Nachkochen

„Nomen est omen“ trifft hier nicht ganz zu, denn der „Maiwipfihonig“ hat eigentlich nichts mit dem Honig der Bienen zu tun. Er ist zwar genau so goldfarben und zähflüssig-süß, doch ist es der junge Fichtentrieb, der dem „Maiwipfihonig“ seinen Geschmack verleiht. Der Name kommt vom Monat, in dem die hellgrünen Triebe aus den Fichten sprießen und „Wipfi“ ist eben der Wipfel oder junge Trieb.

Tanja Kees, die TEH-Kräuterkundige vom Heilkräutergarten an der Reiteralm, verrät uns ihre Rezepte zum Nachkochen dieses leckeren und gesunden Brotaufstrichs. „Die ätherischen Öle des Fichtenwipfels riecht man schon beim Pflücken“, schwärmt Tanja und mahnt: „es sollte aber nur bei trockenem Wetter geerntet werden, denn sonst verwässern die Inhaltsstoffe. Und idealerweise sammelt man, nachdem man sich selbstverständlich das OK vom Waldbesitzer eingeholt hat, die Wipfel im Bergwald, denn dort sind die Wirkstoffe intensiver. Um dem Baum nicht zu schaden, sollte man auf seinem Spaziergang pro Baum nur zwei bis drei Triebe entfernen.“ Die Wirkstoffe, die Tanja anspricht, zeigen sich nicht nur im intensiven Waldduft, sondern die Fichte ist auch schleimlösend, hustenstillend, entzündungshemmend und durchblutend. Darum wird Sirup oder Honig gern bei Husten, Heiserkeit und Halsentzündungen verabreicht. „Der Maiwipfihonig bildet eine Schutzschicht auf den Halsschleimhäuten und so verschwindet das Kratzen. Zudem haben die jungen Triebe enorm viel Vitamin C und Vitalstoffe. Man kann sie im Vorbeiwandern auch direkt vom Baum naschen.“

Die schnelle Honig-Variante

Gesagt, getan... Während Tanja ihren Korb voll pflückt, knabbere ich an einem jungen Trieb und bin begeistert, wie säuerlich herb und frisch er schmeckt. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich tiefen Wald vor mir und höre das Rauschen in den Ästen. Doch das Rauschen entpuppt sich schnell als eine Regenfront, die sich mit dicken Tropfen nähert, also springen wir schnell zurück in die Reiteralm. Dort hat Tanja bereits alles für die erste Rezeptvariante vorbereitet. Mit zwei gehäuften Händen Fichtenwipfel befüllt sie einen Topf – darüber kommt ein halber Liter kaltes klares Wasser. „Das wird ein Kaltauszug – ich lasse die Wipfel 24 Stunden an einem kühlen Ort darin baden. Danach wird der Kaltwasserauszug kurz aufgekocht und diesen Sud lässt man nochmal 24 Stunden ziehen. Ich habe für dich bereits etwas vorbereitet, darum können wir nun gleich den fertigen Sud nochmal kurz aufkochen, bevor wir die Flüssigkeit abseihen.“

Durch ein grobes Leinentuch presst Tanja den noch heißen milchig gelben Sud in einen Topf. Jetzt fügt sie braunen Rohrzucker dazu und verrät: „Pro Liter nehme ich ein Kilo Zucker. Diese Mischung muss jetzt fünf bis sechs Stunden leicht kochen, um zähflüssiger Honig zu werden. Schon nach etwa zwei Stunden entsteht bernsteinfarbener Sirup. Wir füllen zuerst etwas Sirup ab, denn der schmeckt perfekt in den Tee oder kann löffelweise eingenommen werden. Dazu wird der Sirup noch heiß in sterile Flaschen gefüllt und rasch verschlossen. Den Rest kochen wir weiter ein zu Honig.“

Die Sonnen-Variante

Wer die Sonne für sich arbeiten lassen möchte und nicht gern am Herd steht, wählt die zweite Variante der Zubereitung. „Ein großes steril ausgekochtes Gurkenglas wird dafür schichtweise mit Zucker und Fichtentrieben befüllt. Also immer eine etwa ein Zentimeter dicke Zuckerschicht, bedeckt von einer eineinhalb Zentimeter dicken Wipfelschicht. Der Inhalt wird mit einem Stößel gut zusammengedrückt und danach verschlossen und in die Sonne gestellt. Täglich heißt es nun, die Mischung gut mit dem Stößel zu pressen. So treten die Säfte aus und mischen sich mit dem Zucker. Mit der Zeit bildet sich feinster Honig mit zäher Konsistenz ganz ohne Kochen.“ Wer außerhalb der Maiwipfelsaison unterwegs ist, oder aber einfach nur keine Lust zum Kochen hat, kann natürlich auch fertien Honig oder Sirup bei der TEH-Kräuterhexe auf der Reiteralm erstehen. 

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