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Tierische Helden – Die Bergrettungshunde 

Lawinenhunde kommen nicht nur im Winter zum Einsatz!

Für diese Story darf ich mich mit jemand ganz besonderen treffen: Amy, die Bergrettungshündin. Gemeinsam mit ihrem Hundeführer Markus Stemberger von der Bergrettungs-Ortsstelle in Kaprun ist sie dann zur Stelle, wenn Menschen im alpinen Gelände vermisst oder von Lawinen verschüttet werden.

Die beiden sind eines von über 30 Mensch-Hund-Teams im Land Salzburg, die in Notfällen über die Bergrettung alarmiert werden. Markus erzählt mir von der Ausbildung, ihren Einsätzen und dem Zusammenleben – und Amy wartet in der Zwischenzeit ganz geduldig auf ihrem Platz neben dem Bergrettungsrucksack. 

Amy, der schlaue Superhund 


Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen ist Amy mit der Größe eines österreichischen Pinschers eher zart. Wo früher meist Altdeutsche Schäferhunde zum Einsatz kamen, findet man unter den Einsatzhunden mittlerweile eine Vielzahl an unterschiedlichen Rassen. Markus hat sich bewusst für einen agilen und alpintauglichen Hund entschieden. Mit ihren 17 Kilo und dem sportlichen Körperbau ist sie ideal für Einsätze im steilen Gelände. Auch beim Handling am Bergetau im Rahmen von Hubschraubereinsätzen, beim privaten Bergsteigen und in Klettersteigen sowie beim „Schultern“ (etwas, das alle Einsatzhunde können sollten damit man sie mit den Skiern mitnehmen kann) kommt Amys Größe zugute. 

 

Österreichische Pinscher sind neugierige, kluge und freundliche Hunde. Ihr hervorragender Geruchssinn, der auf die ursprüngliche Verwendung als Hofhunde, die für die Mäuse- und Rattenjagd eingesetzt wurden, zurückgeht, ist die Basis der Arbeit. Dieses natürliche Verhalten wird aufgegriffen und in der Ausbildung dahingehend gefördert, dass die Hunde auf Kommando suchen und finden – und das genau anzeigen. 

 

Die Ausbildung der Einsatzhunde bei der Bergrettung 


Schon mit 8 Wochen beginnt die Ausbildung der Einsatzhunde. Nur ausgebildete Bergretter werden als Hundeführer zugelassen, da die Teams im alpinen Gelände eingesetzt werden. Spielerisch wird begonnen, die Bindung zum Menschen zu intensivieren und bestimmte Verhaltensweisen zu fördern. Belohnt wird mit Futter oder dem Lieblingsspielzeug – und natürlich mit viel Lob. 

 

Die Ausbildung ist in unterschiedliche Kurse unterteilt, beginnend mit dem Welpen- und Junghunde-Kurs, diesem folgen der A-, B-, C-, CW-Kurs sowie unterschiedliche Fortbildungsseminare in verschiedenen Bereichen. In den Kursen vermitteln Experten theoretisches Wissen, das auf neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und langjähriger praktischer Erfahrung basiert sowie praktische Übungen, die im Anschluss mit den Hunden selbstständig wiederholt werden. 

 

Neben allgemeinen Grundkenntnissen der Kynologie wird individuell auf die unterschiedlichen Mensch-Hund-Teams eingegangen. Zuhause, nach den Kursen, wird dann kräftig trainiert. Die Hundeführer schließen sich zusammen und stellen mögliche Einsatzsituationen nach. Der Trainingsablauf ist immer gleich, das ist wichtig für die Hunde. Gesucht wird immer mit dem selben Geschirr – somit weiß der Hund von Beginn an, was zu tun ist. 

 

Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund ist essentiell.

Gemeinsam macht man sich auf die Suche – der Hundeführer zeigt an, in welche Richtung es geht, der Hund sucht den Bereich ab. Das klare Anzeigen, wenn der Hund eine Person gefunden hat, ist wichtig. Ein lautes Bellen zeigt dem Hundeführer, in welche Richtung er gehen muss, um den Hund und die Person zu finden. 

 

Im Winter, um Lawinen nachzustellen, werden Löcher in die Schneeschicht gegraben, in denen sich Menschen verstecken. Je nach Schneebeschaffenheit und Dicke der Schicht dauert es einige Zeit, bis die Geruchspartikel der Menschen an die Oberfläche kommen. Sobald die Hunde diese in der Nase haben, beginnen sie zu graben – bis sie den „Verschütteten“ gefunden haben. 

Was macht ein Suchhund nun genau? 


Es gibt zwei unterschiedliche Arten, wie ein Suchhund trainiert wird. Beim Mantrailing geht es darum, dem Eigengeruch von Menschen zu folgen und die spezielle Person zu finden. Bei der Flächensuche oder der Lawinensuche werden die Hunde auf allgemeinen Menschengeruch trainiert. Sie suchen generell Personen, die sich im Gelände aufhalten bzw. die sich unter der Schneedecke befinden. 

 

Um es den Hunden zu erleichtern, vermisste oder verunglückte Menschen zu finden, ist es wichtig, dass im Falle eines Einsatzes zuerst die Hunde ins Gelände gehen. Viel Geruch von Suchenden erschwert die Nasenarbeit massiv. 

 

Amy, die Lebensretterin

 

Amy konnte schon zweimal auch im Einsatz beweisen, was in ihr steckt. Sie wurde im vergangenen Sommer zur Lebensretterin, als sie eine verletzte, bereits unterkühlte Person im Rahmen einer großen Suchaktion aufgespürt hat. Ohne ihre Ausdauer und ihren Willen, ihre Aufgabe trotz schwierigen Umständen zu erfüllen, hätte die Person wahrscheinlich nicht rechtzeitig gefunden werden konnten.

 

Ein weiteres Mal, als Amy zum Einsatz gerufen wurde, konnte der Vermisste nur mehr tot geborgen werden. Und trotz der Tragik dieser Vorfälle ist es für die Hinterbliebenen wichtig, dass die Ungewissheit endet und der Vermisstenfalls abgeschlossen werden kann. Die Hunde zeigen in solchen Situationen keine Emotionen, wie wir Menschen es tun. Ihr Ziel ist es, zu finden. Dies wird natürlich in jedem Fall auch belohnt. Vielleicht ist es auch diese Unaufgeregtheit und die Ruhe, die die Tiere ausstrahlen, die Menschen in Notsituationen oft beruhigen können.

 

Wie ist das Leben mit einem Bergrettungshund? 


Amy ist, so wie ihre vierbeinigen Kollegen, zum überwiegenden Teil der Zeit Familienhund. Es wird gespielt, gekuschelt, gemeinsam geklettert, gelaufen und die Berge bestiegen. Markus ist jederzeit einsatzbereit – er wird im Notfall alarmiert und je nach Standort mit dem Hubschrauber geholt und zum Einsatzort geflogen. Auch das lernen die Hunde früh – sie haben keine Angst vor lauten Maschinen oder dem Fliegen. Die Mitgliedschaft bei der Bergrettung sowie die Tätigkeit als Hundeführer ist zu 100 % ehrenamtlich. Die Zeit, die die Teams in Kurse, Ausbildung und in Einsätze stecken, ist unentgeltlich – und darum fasziniert es mich umso mehr, wie groß die Leidenschaft vom gebürtigen Osttiroler und seinen Kollegen für das Helfen in Notfällen ist. 

 

Im Prinzip lebt Amy wie jeder andere Familienhund – bis zu dem Zeitpunkt, an dem bei Markus das Handy klingelt und die beiden in den Einsatz gehen. Dann zeigt die dreijährige Hündin ihr Können und liebt es, mit ihrem Menschen zu arbeiten. 

Wie kann man sich die Mensch/Hund Beziehung vorstellen?

Ich darf während unseres Treffens ein Gefühl dafür bekommen, wie eng die Beziehung zwischen den beiden ist. Auch für Amy ungewohnte Situationen meistert sie ganz easy – einfach, weil Markus an ihrer Seite ist und sie ihm zutiefst vertraut. Das ist – denke ich – auch der Grund, weshalb sie so gerne mit ihm arbeitet. Aber dann will ich natürlich auch noch von Markus wissen, was für ihn das Besondere daran ist, mit Hunden zu leben und zu arbeiten und welche Beweggründe er hat, so viel Zeit in seine ehrenamtliche Tätigkeit zu stecken. Seine Antwort: 

 

Die Berge sind meine Leidenschaft – das Bergsteigen ist mit einem Hund an der Seite etwas ganz Besonderes. Man ist unabhängig und frei, aber eben nicht vollkommen allein. Auch mit meiner vorherigen Hündin war ich oft in den Bergen unterwegs. Oben am Gipfel dann in voller Stille, gemeinsam in die Berge zu schauen … das ist unbeschreiblich. Man versteht sich einfach auch ohne große Worte. Im Alltag, im Training und im Einsatz. Das ist es wahrscheinlich, was auch ein gutes Team ausmacht. Der Wunsch, Menschen in alpinen Notsituationen zu helfen, erfüllt mich. Gemeinsam mit Amy ist das natürlich perfekt. 

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