- Tradition
Schafabtrieb
Es ist Zeit für die rund 500 Schafe, den Schattberg nach einem langen Almsommer zu verlassen und zurück in die heimischen Ställe im Stall zu kehren. Mitte September sammeln der Hirte Gottfried Manzl und seine Helfer die wolligen Vierbeiner und bringen sie zur „Schafischer“ auf die Gerstreitalm. Hier wird natürlich die Rückkehr der Schafe gebührend gefeiert.
Wir treffen uns am Vortag der „Schafischer“ (Schafschur) an der Talstation des schattbergXpress zum Zusammentreiben der Schafe und Gottfried und seine zahlreichen Helfer sind gut ausgerüstet. Feste Bergschuhe, Hut, Hirtenstock und zur Vorsicht ist beim heute sehr wechselhaften Wetter auch der Lodenumhang mit auf den Rucksack geschnallt. Für die Helfer geht es beim Suchen und Treiben der Schafe querfeldein und über Stock und Stein. Im Bereich zwischen schattbergXpress Mittelstation und Westgipfel ist die große Herde verteilt. Zwar weiß man schon ungefähr wo die Schwarznasen gern grasen, wo man gestern noch die Coburger Fuchsschafe gesehen hat und dass die südafrikanischen Dorper scheinbar schon ungeduldig am Gipfel aufs Heimgehen warten, doch einzelne Ausreißer sind immer mühevoll im steilen Gelände zu suchen.
Zeit zur Heimkehr
Die jungen Helfer übernehmen an der Mittelstation schon die ersten Schafe und den steilen Anstieg zum Gipfel. Es wird ein gemeinsamer Treffpunkt am Grat vereinbart und wir begeben uns wieder in die Gondel und schweben gemütlich hinauf zum Schattberggipfel. Die Helfer sind erfahren und haben selbst Schafe in der Herde. Ein Teil marschiert zielgerichtet hinunter zum Speicherteich, zwei andere halten die Schafe im Gipfelbereich zusammen. „Herbsteln tut es schon gewaltig“, meint einer der Schafbauern, als die Nebelschwaden um dem Schattberggipfel wehen, und fügt hinzu: „Der Sommer war gut für meine Schafe hier heroben, die Gräser hier oben waren fett und grün, aber jetzt ist es an der Zeit, dass sie heim in meinen Stall kommen.“
Mit Lockrufen und Pfiffen machen sich die Hirten bemerkbar. Freudig kommen die Schafe angelaufen und auch das im Kübel mitgebrachte Salz hat eine magische Anziehungskraft auf die Schafe. So sehen wir die erste Gruppe von der Mittelstation heraufkommen: Schafbauer mit dem Salzkübel voran und dahinter eine wabernde Wolke mit gut hörbarem Mäh und Glockengeläut. Einzelne versprengte Schafe stoßen auf dem steilen Weg dazu und immer größer wird die nach oben wandernde Schafherde. Längst sind Biker und Wanderer stehengeblieben und bestaunen mit uns das Treiben. Bald schon haben uns die Helfer mit den Schafen erreicht und gemeinsam machen wir uns auf zum Westgipfel. Lämmer springen fröhlich kreuz und quer – nur die kleinsten Lämmer werden von den Hirten auf den Schultern getragen. Am Westgipfel wird erst einmal pausiert und zwischen den Schafen holt jeder seine Jause heraus. Der Hüttenwirt der Westgipfelhütte bringt kalte Getränke und gemeinsam verschafft man sich einen Überblick. „Sind alle da? Wo gab es Lämmer ab? Wo muss noch nachgesucht werden?“, erkundigt sich Gottfried, doch jetzt kommt auch der letzte Treiber mit ein paar verlorenen Schafen zum Gipfel. „Wir sind komplett“, verkünden die Hirten.
Für die Nacht geht es schon mal ein Stück weit Richtung Tal in einen eigens angelegten Pferch. Dort übernachten die Hirten bei ihrer Herde. Am Samstag um 10 Uhr kommt die Herde an der Gerstreitalm in Hinterglemm an. Dort findet mit zahlreichen Besuchern die traditionelle „Schafischer“ mit Feier, Musik und regionalere Kulinarik statt. „Schafischer hat nichts mit dem Scheren der Schafe zu tun, sondern kommt vom Zuteilen der einzelnen Schafe zu ihren Besitzern. Jedes der 500 Schafe wird aus einem Pferch seinem Bauern übergeben, der seine Herde dann auf seinen Hof bringt. Natürlich wird an der Gerstreitalm gefeiert, denn nach einem guten Almsommer der Schafe sind wir alle froh, dass alle Schäfchen wieder heil bei ihrem Besitzer sind. Es gibt herbstlich-regionale Gerichte und viele Produkte rund ums Schaf zu verkosten. Im nächsten Frühsommer ziehen wir dann mit unseren vierbeinigen Sommergästen wieder hinauf auf den Schattberg.“